Wohin wir gehen. Geschichte einer Fahnenflucht

Im Frühjahr 1945 wurden im Wald hinter der ehemaligen Hindenburgkaserne mehrere Deserteure erschossen. Seit 2008 erinnert ein Platz im Französischen Viertel an ihr Schicksal, der „Platz des unbekannten Deserteurs“. 70 Jahre danach wird nun einer, der auch NEIN sagte zum Krieg, über seine Desertion berichten:

Wohin wir gehen.
Geschichte einer Fahnenflucht.

Christoph Scheytt liest aus den Erinnerungen an seine Desertion im Frühjahr 1945. Mit anschließender Diskussion.

Deutschland im letzten Kriegsjahr. Christoph Scheytt und Walter Rieg sind 16 Jahre alt, als sie gemeinsam mit anderen Hitlerjungen als "Panzerjagdkommando" für den längst verlorenen Krieg der "Nationalsozialisten" geopfert werden sollen.

Gemeinsam entschließen sie sich zur Flucht. Getrieben von der Sorge um Familien daheim, dem festen Willen zu überleben, in der Tasche eine Ausgabe von Novalis, nimmt eine abenteuerliche Odyssee durch das untergehende "Dritte Reich" ihren Anfang...

Freitag, 10. Juli 2015, 20 Uhr,
Gemeindehaus der Eberhardskirche, Eugenstraße 26, Tübingen

Christoph Scheytt, Jahrgang 1928, Pfarrer im Ruhestand, veröffentlichte 2013 die Erinnerungen an seine Desertion 1945. Jetzt stellt er sie in Tübingen vor.

Es laden ein:

Tübinger Friedensplenum / Antikriegsbündnis

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) Tübingen – Mössingen

Evangelische Eberhardskirche Tübingen

Lothar Letsche: Ansprache zum 8. Mai 2015

Ansprache am 8. Mai 2015 zum Gedenken an den 70. Jahrestag der Befreiung in Tübingen, gehalten von Lothar Letsche für die VVN-BdA auf dem Tübinger Holzmarkt um 17 Uhr:

"In Tübingen war der 2. Weltkrieg schon am 19. April 1945 zu Ende. Da kam die französische Armee. Die Stadt hatte den 2. Weltkrieg fast unzerstört überstanden.

In jenen letzten Apriltagen 1945 mussten die Gefangenen des Zuchthauses in Ludwigsburg im Hof antreten. Unter ihnen viele politische Häftlinge. Nach einem Fußmarsch hatten sie Güterwagen zu besteigen, die sie in das Konzentrationslager Mauthausen in Österreich bringen sollten. In Donauwörth kam der Zug zum Stehen. Die Eisenbahnbrücke war am 19. April von alliierten Tieffliegern zerstört worden. Die Häftlinge wurden in das überfüllte Zuchthaus Kaisheim gebracht. Das wurde von der anrückenden amerikanischen Armee zunächst mit einer SS-Kaserne verwechselt und beschossen. Die Wachmannschaft türmte. Nach Einnahme des Ortes und des Gefängnisses wurden die politischen Häftlinge nach und nach von der US-Armee entlassen.

Das war die Geschichte der Befreiung meines Vaters Curt Letsche. Er hat sie in Romanen geschildert. Ich bin also wortwörtlich ein Kind der Befreiung.

Aber wir alle als heute Lebende verdanken die Grundlagen eines Lebens in Frieden, Freiheit und Vielfalt den Siegern des 8. Mai. Er sollte auch in Deutschland ein offizieller Feiertag sein.

Es schmälert niemandes Beitrag im Kampf um diese Befreiung, wenn ich den der Sowjetunion hervorhebe. Sie verlor 27 Millionen Menschen. Auch heute heißt eine U-Bahn-Station mitten in Paris, „Stalingrad“. Dort wurde der Kriegsmaschine der deutschen Faschisten das Genick gebrochen. Die Franzosen wissen sehr gut, eine zweite Front, die ab dem 6. Juni 1944 ihr Land befreite, hätte es nicht gegeben, wenn sich die Rote Armee nicht schon auf die deutsche Grenze zu bewegt hätte.

Das muss man heute ins Gedächtnis rufen, denn Geschichtsklitterungen haben Konjunktur.

Hitlers Außenpolitik und Hilfstruppen hatten sich Österreich einverleibt und mit dem „Münchner Abkommen“ vom 30.09.1938 die Tschechoslowakei zerstückelt und dann ihre staatliche Existenz ausgelöscht. Der Überfall auf Polen am 1. September 1939 konnte niemand verwundern. Die Beistandszusagen der Westmächte nützten den Polen nichts. Erst 1940 folgten ihren Kriegserklärungen tatsächliche Kriegshandlungen.

Hätte das verhindert werden können? Dazu Winston Churchill, britischer Premier von 1940 bis 1945. Ein „Bündnis von England, Frankreich und Russland hätte Deutschland im Jahr 1939 mit größter Beunruhigung erfüllt, und niemand vermag zu beweisen, dass sich der Krieg nicht sogar damals hätte verhüten lassen. …“ Entsprechende Initiativen der Sowjetunion gab es, bestätigt Churchill, und schreibt in seinen Memoiren weiter: „Wenn Chamberlain zum Beispiel bei Empfang des russischen Angebots geantwortet hätte: Ja, wir drei wollen uns zusammentun und Hitler das Genick brechen, oder mit anderem Worten dieses Inhalts, so hätte das [britische] Parlament zugestimmt, Stalin wäre zufrieden gewesen, und die Geschichte hätte vielleicht einen anderen Lauf genommen. Wenigstens hätte sie keinen schlimmeren nehmen können. Stattdessen folgte langes Schweigen, während halbe Maßnahmen und wohlabgewogene Kompromisse vorbereitet wurden.“

So lief das. Erst in letzter Minute wurde von der sowjetischen Führung die Notbremse gezogen und am 23. August 1939 ein deutsch-sowjetischer Nichtangriffsvertrag unterzeichnet, den die Nazis vorgeschlagen hatten. Wenn das heute von manchen als eine Art Komplott zur Vorbereitung des 2. Weltkriegs hingestellt wird, stimmt es einfach nicht.

Nichts schafft die Tatsache aus der Welt, dass dieser verheerendste aller bisherigen Kriege von deutschem Boden ausging.

Im Grundgesetz gibt es, bis heute gültig, den Artikel 139: „Die zur ‚Befreiung des deutschen Volkes vom Nationalsozialismus und Militarismus‘ erlassenen Rechtsvorschriften werden von den Bestimmungen dieses Grundgesetzes nicht berührt.“ Sie gelten also weiter.

Uns vom „Nazismus und Militarismus“ zu befreien – immer in einem Atemzug genannt – das war das Ziel der Befreier! Schon im Potsdamer Abkommen vom 2. August 1945 nachzulesen.

Eine Kommission der amerikanischen Militärregierung hielt 1947 fest:
„Die Deutsche Bank benutzte ihre gewaltige Macht, um bei der Durchführung der verbrecherischen Politik des Naziregimes auf wirtschaftlichem Gebiet mitzuwirken“.
Und da steht auch: „Es wird empfohlen, dass 1. die Deutsche Bank liquidiert wird; 2. die verantwortlichen Mitarbeiter der Deutschen Bank angeklagt und als Kriegsverbrecher vor Gericht gestellt werden; 3. die leitenden Mitarbeiter der Deutschen Bank von der Übernahme wichtiger oder verantwortlicher Positionen im wirtschaftlichen und politischen Leben Deutschlands ausgeschlossen werden.“

Also, wenn beispielsweise Griechenland – nicht erst heute – die Frage der von den Nazis erpressten Zwangsanleihe und überhaupt von Reparationen für die Nazi-Besatzung endlich anständig geregelt bekommen will, sollen sie nicht so arrogant tun, als ginge das unsere heutige Regierung und die heutigen Banken nichts an!

Im sogenannten „2 + 4-Vertrag“ von 1990 wird auch bekräftigt, dass „von deutschem Boden nur Frieden ausgehen wird.“

Wie oft ist seitdem dagegen verstoßen worden! Brandgefährlich ist die Situation in der Ukraine, die in EU- und NATO-Strategien einbezogen wird. Die Bundesregierung steht in der historischen Verantwortung, eine neue Entspannungspolitik mit Russland auf den Weg zu bringen, in der die Sicherheitsinteressen aller Beteiligten Berücksichtigung finden.

Nazi-Kollaborateure wie Stepan Bandera dürfen nicht zu verdienten Freiheitshelden umgelogen werden. Faschisten in der Regierung und militärischen Strukturen der Ukraine können keine Bündnispartner sein.

Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!

Gruppierungen wie die NPD gehören aufgelöst!

Der „NSU“-Untersuchungsausschuss des Landtags muss die Verstrickungen zwischen mordenden und Hassparolen verbreitenden Nazistrukturen, Polizeikreisen und Geheimdiensten konsequent aufarbeiten.

Und das Feindbild muss stimmen!

Wenn Antifaschistinnen und Antifaschisten und kapitalismuskritische junge Menschen und ihre Entschlossenheit, Nazis nie mehr die Straße zu überlassen, mit diesen auf eine Stufe gestellt werden, dann hat man das Problem nicht begriffen!

Auch wenn Nazis sich als Initiativen gegen Flüchtlingsunterkünfte oder „Islamismus“ tarnen, ist ihr Ziel doch immer das gleiche.

Zum Schluss noch eine aktuelle Anmerkung.

Tübingen besaß bis vor vier Wochen einen intakten, als geschütztes Denkmal ausgewiesenen authentischen Ort der Naziverfolgung – den ehemaligen Güterbahnhof, wo im 2. Weltkrieg sowjetische Zwangsarbeiter schuften mussten. Die Firma Aurelis hat mit Zustimmung der Denkmalschutzbehörden mit dem teilweisen Abriss begonnen. Wir haben dagegen protestiert.

Die offene Ruine, jetzt in städtischem Besitz, darf nicht verkommen! Für eine Nutzung als Lern- und Dokumentationszentrum zum Nationalsozialismus gibt es bisher keinerlei bindende Festlegung. Das wäre aber das Mindeste, was jetzt von Seiten der Stadt kommen müsste! Mit einem klaren Zeitplan, wann das Restgebäude dafür hergerichtet wird.

Ich danke für die Aufmerksamkeit."

70 Jahre 8. Mai 1945 – Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg

»Von Deutschland soll nie wieder Krieg ausgehen!« – Das war die wichtigste Lehre nach der Befreiung von Krieg und Faschismus am 8./9. Mai vor 70 Jahren. Bis heute ist diese Überzeugung in der großen Mehrheit der Bevölkerung verwurzelt.

Der Wiedereintritt Deutschlands in die Reihe der kriegführenden Länder stellt einen Bruch mit dem Nachkriegskonsens »Es soll nie wieder Krieg von deutschem Boden ausgehen« als wichtigste Lehre der Geschichte dar. Die Bereitschaft, »deutsche Interessen« erneut mit militärischen Mitteln durchzusetzen, ist gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung in Regierung und Bundestag wieder politische Praxis geworden. Längst gehen wieder deutsche Waffen und zunehmend auch deutsche Truppen in alle Kriegs- und Konfliktgebiete der Welt.

Baden-Württemberg und seine Landeshauptstadt Stuttgart sind heute wichtige Zentren für Kriegsvorbereitung, Kriegsführung, Rüstungsproduktion und Rüstungsexport.

Am 8. Mai wollen wir vor allem an die Hoffnung der Befreiten auf eine Welt ohne Krieg, Elend und Unterdrückung erinnern und dies als Impuls nehmen, weiter an der Schaffung einer Welt des Friedens und der Freiheit zu arbeiten.

Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!

Mit diesem Aufruf laden 17 Initiativen und Organisationen zur Teilnahme an den Aktionen und Veranstaltungen in Tübingen zum 70. Jahrestag des Tages der Befreiung am 8. Mai 2015 ein:

15 Uhr Gedenken am Gräberfeld X Stadtfriedhof (Gesellschaft Kultur des Friedens)

16.30 Uhr Demonstration ab Europaplatz (OTFR, SDAJ)

17 Uhr Kundgebung auf dem Holzmarkt mit einem Redebeitrag von Pfarrerin Bärbel Danner und weiteren Reden, dem Musiker Peter Weiß, der Gruppe Klezmob und dem Ernst-Bloch-Chor (Bündnis 8. Mai).

Im Anschluß Gedenken an den Flüchtling Pouryazdani, Platz hinter der Stiftskirche (Kultur des Friedens).

20 Uhr Veranstaltung mit dem ehemaligen UN-Beauftragten Hans von Sponeck, Schlatterhaus (Kultur des Friedens).

20 Uhr Gedenken an Mieciu Langer mit dem Film über ein Zeitzeugengespräch, franz.K Reutlingen (VVN-BdA, Rosa-Luxemburg-Stiftung, franz.K, Jugendzentrum Kulturschock Zelle).

Im Bündnis 8. Mai arbeiten mit:
DGB AK Tübingen, Tübinger Friedensplenum-Antikriegsbündnis, VVN-Bund der Antifaschisten VVN-BdA, Mahnwache für den Frieden, Pax Christi, SDAJ, Gesellschaft Kultur des Friedens, Deutsche Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen DFG-VK, Informationsstelle Militarisierung (IMI), Offenes Treffen gegen Faschismus und Rassismus (OTFR), Gruppe ZAK, Antifa (Aufbau), Die Linke, DKP, Frauenverband Courage, Naturfreunde, Förderverein für jüdische Kultur Tübingen.

Befreiung, Potsdamer Abkommen und historisch-politische Streitfragen

Vortrag und Diskussion mit Prof.Ludwig Elm (Jena) aus Anlass des bevorstehenden 70. Jahrestags der Befreiung vom Faschismus

Dienstag, 28.April 2015

20 Uhr Club Voltaire Tübingen

Der 8.Mai 1945 ist die bedeutendste weltgeschichtliche Zäsur des 20.Jahrhunderts.
Die alliierten Streitkräfte schufen mit dem Sieg über den deutschen Faschismus die Grundlagen für eine friedliche und demokratische Entwicklung in Europa.
Das Potsdamer Abkommen und die Nürnberger Prozesse, die Gründung der UNO und die Charta der Menschenrechte waren die gemeinsamen und grundlegenden Schlussfolgerungen der Antihitlerkoalition aus unsagbarem Leid, nach unzähligen und unbeschreiblichen Opfern und Kämpfen.

Unterschiedliche historische Deutungen und Bewertungen der Geschichte führen auch heute wieder zu Kontroversen etwa über
- den herausragenden Beitrag der UDSSR beim Sieg über den Faschismus
- den „Hitler-Stalin-Pakt“
- die Nachkriegsentwicklung und Restauration
- die Aufarbeitung des Faschismus in der DDR und der Bundesrepublik
- deutsche Erinnerungskultur
Gegen den herrschenden Meinungsstrom muss die demokratische und antifaschistische Bewegung in diesen Auseinandersetzungen ihre Einsichten und Perspektiven einbringen und geltend machen.
Der Vortrag von Prof.Ludwig Elm setzt sich mit Versuchen, die Geschichte umzuschreiben, sowie mit aktuellen Fragestellungen der historischen Forschung und ihrer politischen Bedeutung auseinander.

Veranstalter: Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) Tübingen-Mössingen, Tübinger Friedensplenum / Antikriegsbündnis, Club Voltaire, Rosa-Luxemburg-Stiftung Baden-Württemberg

Ostermarsch 2015

Am Ostersamstag, 4. April 2015, nach Stuttgart!

Treffpunkt zur gemeinsamen Abfahrt: Tübingen, Eingangshalle des Hauptbahnhofs, 10.00 Uhr

70 Jahre nach der Befreiung von Faschismus und Krieg:

Unsere Verantwortung heißt: Frieden!

Aufruf zum Ostermarsch 2015 in Stuttgart:

„Von Deutschland soll nie wieder Krieg ausgehen!“ - das war die wichtigste Lehre nach der Befreiung von Faschismus und Krieg am 8. Mai vor 70 Jahren. Bis heute ist diese Überzeugung in der großen Mehrheit der Bevölkerung verwurzelt.

Die politische Praxis aber beweist, dass diese Überzeugung weder die Handlungen der bisherigen Bundesregierungen noch die Mehrheiten im Bundestag bestimmt hat.

Längst wurde wieder aufgerüstet, längst ist bei der Bundeswehr nicht mehr von „Verteidigung“ sondern von der „Armee im Einsatz“ die Rede. Längst gehen wieder deutsche Waffen und zunehmend auch deutsche Truppen in alle Kriegs- und Konfliktgebiete der Welt.

Die Richtlinie der deutschen Außenpolitik heißt schon lange nicht mehr „Entspannung“ wie einst unter Willy Brandt, sie ist geprägt von Konfrontation. Sanktionen, Schnelle Eingreiftruppen, Militäreinsätze, regime change und in der Folge Flüchtlingsabwehr sind ihre Stichworte.

Die regierende große Koalition und selbst der Bundespräsident rufen dazu auf, wieder „mehr militärische Verantwortung in der Welt“ zu übernehmen, d.h. neue Kriege zu führen.

So ist die Bundeswehr beteiligt an Kriegen in Afghanistan und in Afrika, im Nahen Osten und anderswo. Auch bei der Unterstützung des Bürgerkriegs in der Ukraine und bei der konfrontativen Politik gegen Russland spielt die deutsche Außenpolitik mit dem Feuer.

In der Nato hat die Bundeswehr die Führung beim Aufbau einer „Speerspitze“ genannten Eingreiftruppe für Osteuropa übernommen. In der Türkei stehen ebenfalls im Rahmen der Nato Bundeswehr-Patriot-Raketen zum Eingreifen in den Krieg gegen Syrien an der Seite der Türkei bereit.

Die von der NATO oder von Koalitionen „williger“ Staaten des Westens geführten Kriege der letzten Jahre in Afghanistan, gegen den Irak, gegen Libyen und gegen Syrien beweisen: Militär und Krieg lösen keine Probleme, sondern schaffen neue. Taliban, Al Kaida und nun der „Islamische Staat“ sind Geschöpfe dieser Kriege, Teil einer Spirale der Gewalt, die durch neue Militäreinsätze immer schneller und gefährlicher rotiert.

Mit großer Sorge sehen wir einen neuen globalen Rüstungswettlauf: die Bundesregierung, Staaten der EU und der NATO rüsten weiter auf und mit ihnen auch China, Indien, Russland und andere. Allerdings entfallen Zweidrittel der weltweiten Militärausgaben auf die NATO-Staaten. Der bundesdeutsche Rüstungshaushalt ist seit dem Jahr 2000 um 40 Prozent gestiegen. Dadurch gingen allein im letzten Jahr ca. 33 Milliarden Euro den Sozialsystemen verloren, zu Lasten der Hartz IV Opfer und der Kleinrentner, der Kinderbetreuung und dem Bildungs- und Gesundheitswesen aber auch zu Lasten der Bekämpfung von Krankheit, Hunger und Armut in der Welt.

Mit Waffenexport und ungerechten Wirtschaftsbeziehungen tragen EU- und NATO-Staaten die Hauptverantwortung für die Flucht von Millionen Menschen. Weltweit gibt es mehr als 50 Mio. Flüchtlinge, davon ca. 800.000 durch den Krieg in der Ukraine. Im Nahen Osten ereignet sich das größte Flüchtlingsdrama seit dem Zweiten Weltkrieg, dort sind ca. 9 Mio. Menschen auf der Flucht. Auch von Baden-Württemberg geht Krieg aus. So befinden sich in Stuttgart gleich zwei der insgesamt sechs US-Kommandozentralen, unter die die westliche Führungsmacht USA die Welt aufgeteilt hat: das EUCOM für Europa, Russland und die Türkei und das AFRICOM für Afrika. Hier wurden und werden die Kriege und Militäreinsätze in Jugoslawien, in Libyen, in weiteren afrikanischen Ländern sowie Drohnenangriffe in Somalia und die Unterstützung des Bürgerkrieges in der Ukraine koordiniert und geleitet.

Das alles geschieht mit Unterstützung und Beteiligung der Bundesregierung, die unabhängig davon, ob sie sich direkt an diesen Kriegen beteiligt, Infrastruktur, Überflugrechte und Truppenumschlagplätze für alle genannten US-Kriege zur Verfügung stellt. Eine Politik der Konfrontation, der militärischen Drohungen, der Aufrüstung und der Kriege dient nicht dem Kampf gegen Terrorismus, nicht dem Eintreten für Demokratie und Frieden und nicht der Durchsetzung humanitärer Ziele. Sie dient allein dem Zugriff auf Rohstoffe und ihre Transportwege, auf Märkte und Einflusszonen. Es handelt sich um imperialistische Machtpolitik wie in früheren Jahrhunderten. Statt weithin Konflikte militärisch anzuheizen und Truppen und Waffen in Kriegs- und Krisengebiete zu entsenden, fordern wir zivile Konfliktregelungen. Im 70. Jahr nach der Befreiung von Faschismus und vom bisher verheerendsten aller Kriege verlangen wir von Parlament und Bundesregierung: Übernehmt endlich Verantwortung für den Frieden!

Zum 70. Mal jähren sich im August 2015 auch die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki.. Weltweit gibt es nach wie vor etwa 16.000 Atomwaffen, von denen um die 2.000 ständig in höchster Alarmbereitschaft gehalten werden. Die meisten dieser Waffen haben ein weitaus größeres Zerstörungspotential als jene Atomwaffen, die 1945 mehrere Hundert Tausend Menschen qualvoll zugrunde gehen ließen. 155 Staaten haben aktuell in einer UN-Erklärung den Einsatz von Atomwaffen „unter allen Umständen“ geächtet. Jetzt ist ein umfassender völkerrechtlicher Vertrag zur Abschaffung aller Atomwaffen notwendig, dem auch die Atommächte beitreten..

Die Friedensbewegung in Baden-Württemberg fordert:

Abschaffung aller Atomwaffen!

Beendigung aller Auslandseinsätze der Bundeswehr!

Auflösung aller schnellen Eingreiftruppen!

Auflösung der NATO!

Schließung von EUCOM und AFRICOM!

Grenzen schließen für Rüstungsexporte - Grenzen öffnen für Flüchtlinge - Asyl für Kriegsverweigerer und Deserteure.

Umstellung der Rüstungsindustrie auf sinnvolle zivile Produktion!

Bundeswehr raus aus Schulen und Hochschulen! Abrüstung!

Wir wollen endlich eine Friedenspolitik, die diesen Namen verdient!



Ablauf:

12 Uhr vor dem US EUCOM:

Auftaktkundgebung: u. a. mit Jürgen Wagner (IMI) und ewo2 - Bernd Köhler und Hans Reffert

Ca. 12. 30 Uhr: Demo zum Bhf Vaihingen mit Lokomotive Stuttgart

Von dort Fahrt mit der S-Bahn zur:

14 Uhr Lautenschlagerstr.: Kundgebung

14.30 Uhr: Demo zum Schloßplatz


15 Uhr Schloßplatz: Kundgebung u.a. mit:

Tobias Pflüger (IMI) Kai Burmeister (IG Metall Stuttgart) Dietrich Becker-Hinrichs (Pfarrer Bretten) Musik von ewo2
logo

Friedensplenum/ Antikriegsbündnis Tübingen e.V.

Nächste Treffen

Wir treffen uns normalerweise an jedem ersten Montag eines Monats um 19:30 im Clubraum im 1. Stock des Adolf-Schlatter-Hauses, Österbergstr. 2 in Tübingen.

Die nächsten Termine:
Bitte fragen Sie nach!
Kontakt

Bundesweite Zusammenschlüsse der Friedensbewegung:

Informationsstelle Militarisierung e.V., Tübingen

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Status

Online seit 6778 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 9. Apr, 12:28

Credits