Verheerende Folgen für die Bevölkerung

Tübingen: Journalistin aus Damaskus berichtet über Krieg und Frieden in Syrien

Die Vereinbarung lokaler Waffenstillstände im syrischen Krieg – vor kurzem erst war hierüber ein Bericht von ihr im TAGBLATT zu lesen*; jetzt sprach sie im überfüllten Saal des d.a.i. Die Journalistin Karin Leukefeld aus Damaskus war vom Tübinger Friedensplenum / Antikriegsbündnis, dem d.a.i. und der Rosa-Luxemburg-Stiftung eingeladen worden, um über die Hintergründe des Kriegs und Chancen auf Frieden zu sprechen. Das d.a.i. hat ein Video der Veranstaltung auf seiner Homepage verlinkt.**

Zahllose Staaten sind direkt oder indirekt an dem Krieg beteiligt, auch Deutschland. Die Referentin betonte, dass alle diese Staaten auch ökonomische bzw. geopolitische Interessen verfolgten. Wie bei anderen Kriegen auch seien Religion oder Menschenrechte nur Vorwände. Es gehe u.a. um den Bau einer Gaspipeline von Katar ans Mittelmeer und um Gasvorräte vor der Ostküste des Mittelmeers. Und der türkischen Regierung gehe es um Wasser, die Ausdehnung des eigenen Einflussgebiets und die Niederhaltung kurdischer Autonomiebestrebungen.

Die Folgen des Krieges für die Bevölkerung seien verheerend. Viele Menschen hätten ihre Lebensgrundlage verloren. Die Hälfte der syrischen Bevölkerung sei auf der Flucht. Laut Leukefeld versuchten die Menschen, die aus Kampfzonen oder Gebieten flüchten, die unter Kontrolle islamistischer Milizen stehen, sich in von der Regierung kontrollierte und geschützte Gebiete zu retten, auch wenn sie nicht mit ihr sympathisieren. Und sie stellte einzelne Menschen vor, die ihr dort bei ihrer journalistischen Arbeit halfen und deren schweren Alltag sie anschaulich schilderte – aber auch solche jungen Menschen, die versuchten, Syrien zu verlassen, weil sie in Syrien keine Perspektive mehr hätten und dem Kriegsdienst entgehen wollten.

Und die Friedensverhandlungen in Genf? Sie hoffe zwar, dass sie zu einem Ergebnis führen, aber es gebe nur eine Möglichkeit, den Krieg zu beenden: Die Grenzen Syriens müssten komplett geschlossen werden, für Waffenlieferungen und für islamistische Kriegsfreiwillige. Daran habe aber leider gerade die türkische Regierung kein Interesse. Deshalb müsse man auf sie Druck ausüben. Ein kleiner Hoffnungsschimmer sei, dass es an vielen Orten bereits gelungen sei, lokale Waffenstillstände zu vereinbaren und Kämpfer zum Abzug zu bewegen. Darüber aber würde die Weltpresse nicht berichten, deren Journalisten überwiegend ja auch nicht vor Ort seien.

* Schwäbisches Tagblatt vom 27.01.2016
** https://www.dai-tuebingen.de/Multimedia.html

(Eigenbericht des Tübinger Friedensplenum/Antikriegsbündnis, leicht gekürzt erschienen im "Schwäbischen Tagblatt" am 14.03.2016)
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