Kundgebung zum Antikriegstag 2015:

Zum Antikriegstag wird auch in Tübingen auf die akute und weltweit drohende Kriegsgefahr hingewiesen. Alle um den Frieden Besorgte sind zur Kundgebung eingeladen:

Krieg beginnt hier - bekämpfen wir ihn hier!

Kundgebung am Samstag, 29.August 2015,13 Uhr,
Holzmarkt, Tübingen

Redebeiträge u.a. zum Krieg in der Ukraine, Syrien, in den kurdischen Gebieten, NATO-Mobilmachung, Rüstungsexporte, Solidarität mit Flüchtlingen und Kurden.

Infostände und Musik.

Zur Kundgebung rufen auf: Tübinger Friedensplenum und Deutsche Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsgegnerInnen (DFG-VK), DKP, Frauenverband Courage, Gesellschaft Kultur des Friedens, Informationsstelle Militarisierung (IMI), Kurdischer Verein Tü-Rt, die Linke, Mahnwache für den Frieden, MLPD, Solidarität International, Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ), Tübinger Linke (TÜL), Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der AntifaschistInnen (VVN-BdA).

Wohin wir gehen. Geschichte einer Fahnenflucht

Im Frühjahr 1945 wurden im Wald hinter der ehemaligen Hindenburgkaserne mehrere Deserteure erschossen. Seit 2008 erinnert ein Platz im Französischen Viertel an ihr Schicksal, der „Platz des unbekannten Deserteurs“. 70 Jahre danach wird nun einer, der auch NEIN sagte zum Krieg, über seine Desertion berichten:

Wohin wir gehen.
Geschichte einer Fahnenflucht.

Christoph Scheytt liest aus den Erinnerungen an seine Desertion im Frühjahr 1945. Mit anschließender Diskussion.

Deutschland im letzten Kriegsjahr. Christoph Scheytt und Walter Rieg sind 16 Jahre alt, als sie gemeinsam mit anderen Hitlerjungen als "Panzerjagdkommando" für den längst verlorenen Krieg der "Nationalsozialisten" geopfert werden sollen.

Gemeinsam entschließen sie sich zur Flucht. Getrieben von der Sorge um Familien daheim, dem festen Willen zu überleben, in der Tasche eine Ausgabe von Novalis, nimmt eine abenteuerliche Odyssee durch das untergehende "Dritte Reich" ihren Anfang...

Freitag, 10. Juli 2015, 20 Uhr,
Gemeindehaus der Eberhardskirche, Eugenstraße 26, Tübingen

Christoph Scheytt, Jahrgang 1928, Pfarrer im Ruhestand, veröffentlichte 2013 die Erinnerungen an seine Desertion 1945. Jetzt stellt er sie in Tübingen vor.

Es laden ein:

Tübinger Friedensplenum / Antikriegsbündnis

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) Tübingen – Mössingen

Evangelische Eberhardskirche Tübingen

Lothar Letsche: Ansprache zum 8. Mai 2015

Ansprache am 8. Mai 2015 zum Gedenken an den 70. Jahrestag der Befreiung in Tübingen, gehalten von Lothar Letsche für die VVN-BdA auf dem Tübinger Holzmarkt um 17 Uhr:

"In Tübingen war der 2. Weltkrieg schon am 19. April 1945 zu Ende. Da kam die französische Armee. Die Stadt hatte den 2. Weltkrieg fast unzerstört überstanden.

In jenen letzten Apriltagen 1945 mussten die Gefangenen des Zuchthauses in Ludwigsburg im Hof antreten. Unter ihnen viele politische Häftlinge. Nach einem Fußmarsch hatten sie Güterwagen zu besteigen, die sie in das Konzentrationslager Mauthausen in Österreich bringen sollten. In Donauwörth kam der Zug zum Stehen. Die Eisenbahnbrücke war am 19. April von alliierten Tieffliegern zerstört worden. Die Häftlinge wurden in das überfüllte Zuchthaus Kaisheim gebracht. Das wurde von der anrückenden amerikanischen Armee zunächst mit einer SS-Kaserne verwechselt und beschossen. Die Wachmannschaft türmte. Nach Einnahme des Ortes und des Gefängnisses wurden die politischen Häftlinge nach und nach von der US-Armee entlassen.

Das war die Geschichte der Befreiung meines Vaters Curt Letsche. Er hat sie in Romanen geschildert. Ich bin also wortwörtlich ein Kind der Befreiung.

Aber wir alle als heute Lebende verdanken die Grundlagen eines Lebens in Frieden, Freiheit und Vielfalt den Siegern des 8. Mai. Er sollte auch in Deutschland ein offizieller Feiertag sein.

Es schmälert niemandes Beitrag im Kampf um diese Befreiung, wenn ich den der Sowjetunion hervorhebe. Sie verlor 27 Millionen Menschen. Auch heute heißt eine U-Bahn-Station mitten in Paris, „Stalingrad“. Dort wurde der Kriegsmaschine der deutschen Faschisten das Genick gebrochen. Die Franzosen wissen sehr gut, eine zweite Front, die ab dem 6. Juni 1944 ihr Land befreite, hätte es nicht gegeben, wenn sich die Rote Armee nicht schon auf die deutsche Grenze zu bewegt hätte.

Das muss man heute ins Gedächtnis rufen, denn Geschichtsklitterungen haben Konjunktur.

Hitlers Außenpolitik und Hilfstruppen hatten sich Österreich einverleibt und mit dem „Münchner Abkommen“ vom 30.09.1938 die Tschechoslowakei zerstückelt und dann ihre staatliche Existenz ausgelöscht. Der Überfall auf Polen am 1. September 1939 konnte niemand verwundern. Die Beistandszusagen der Westmächte nützten den Polen nichts. Erst 1940 folgten ihren Kriegserklärungen tatsächliche Kriegshandlungen.

Hätte das verhindert werden können? Dazu Winston Churchill, britischer Premier von 1940 bis 1945. Ein „Bündnis von England, Frankreich und Russland hätte Deutschland im Jahr 1939 mit größter Beunruhigung erfüllt, und niemand vermag zu beweisen, dass sich der Krieg nicht sogar damals hätte verhüten lassen. …“ Entsprechende Initiativen der Sowjetunion gab es, bestätigt Churchill, und schreibt in seinen Memoiren weiter: „Wenn Chamberlain zum Beispiel bei Empfang des russischen Angebots geantwortet hätte: Ja, wir drei wollen uns zusammentun und Hitler das Genick brechen, oder mit anderem Worten dieses Inhalts, so hätte das [britische] Parlament zugestimmt, Stalin wäre zufrieden gewesen, und die Geschichte hätte vielleicht einen anderen Lauf genommen. Wenigstens hätte sie keinen schlimmeren nehmen können. Stattdessen folgte langes Schweigen, während halbe Maßnahmen und wohlabgewogene Kompromisse vorbereitet wurden.“

So lief das. Erst in letzter Minute wurde von der sowjetischen Führung die Notbremse gezogen und am 23. August 1939 ein deutsch-sowjetischer Nichtangriffsvertrag unterzeichnet, den die Nazis vorgeschlagen hatten. Wenn das heute von manchen als eine Art Komplott zur Vorbereitung des 2. Weltkriegs hingestellt wird, stimmt es einfach nicht.

Nichts schafft die Tatsache aus der Welt, dass dieser verheerendste aller bisherigen Kriege von deutschem Boden ausging.

Im Grundgesetz gibt es, bis heute gültig, den Artikel 139: „Die zur ‚Befreiung des deutschen Volkes vom Nationalsozialismus und Militarismus‘ erlassenen Rechtsvorschriften werden von den Bestimmungen dieses Grundgesetzes nicht berührt.“ Sie gelten also weiter.

Uns vom „Nazismus und Militarismus“ zu befreien – immer in einem Atemzug genannt – das war das Ziel der Befreier! Schon im Potsdamer Abkommen vom 2. August 1945 nachzulesen.

Eine Kommission der amerikanischen Militärregierung hielt 1947 fest:
„Die Deutsche Bank benutzte ihre gewaltige Macht, um bei der Durchführung der verbrecherischen Politik des Naziregimes auf wirtschaftlichem Gebiet mitzuwirken“.
Und da steht auch: „Es wird empfohlen, dass 1. die Deutsche Bank liquidiert wird; 2. die verantwortlichen Mitarbeiter der Deutschen Bank angeklagt und als Kriegsverbrecher vor Gericht gestellt werden; 3. die leitenden Mitarbeiter der Deutschen Bank von der Übernahme wichtiger oder verantwortlicher Positionen im wirtschaftlichen und politischen Leben Deutschlands ausgeschlossen werden.“

Also, wenn beispielsweise Griechenland – nicht erst heute – die Frage der von den Nazis erpressten Zwangsanleihe und überhaupt von Reparationen für die Nazi-Besatzung endlich anständig geregelt bekommen will, sollen sie nicht so arrogant tun, als ginge das unsere heutige Regierung und die heutigen Banken nichts an!

Im sogenannten „2 + 4-Vertrag“ von 1990 wird auch bekräftigt, dass „von deutschem Boden nur Frieden ausgehen wird.“

Wie oft ist seitdem dagegen verstoßen worden! Brandgefährlich ist die Situation in der Ukraine, die in EU- und NATO-Strategien einbezogen wird. Die Bundesregierung steht in der historischen Verantwortung, eine neue Entspannungspolitik mit Russland auf den Weg zu bringen, in der die Sicherheitsinteressen aller Beteiligten Berücksichtigung finden.

Nazi-Kollaborateure wie Stepan Bandera dürfen nicht zu verdienten Freiheitshelden umgelogen werden. Faschisten in der Regierung und militärischen Strukturen der Ukraine können keine Bündnispartner sein.

Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!

Gruppierungen wie die NPD gehören aufgelöst!

Der „NSU“-Untersuchungsausschuss des Landtags muss die Verstrickungen zwischen mordenden und Hassparolen verbreitenden Nazistrukturen, Polizeikreisen und Geheimdiensten konsequent aufarbeiten.

Und das Feindbild muss stimmen!

Wenn Antifaschistinnen und Antifaschisten und kapitalismuskritische junge Menschen und ihre Entschlossenheit, Nazis nie mehr die Straße zu überlassen, mit diesen auf eine Stufe gestellt werden, dann hat man das Problem nicht begriffen!

Auch wenn Nazis sich als Initiativen gegen Flüchtlingsunterkünfte oder „Islamismus“ tarnen, ist ihr Ziel doch immer das gleiche.

Zum Schluss noch eine aktuelle Anmerkung.

Tübingen besaß bis vor vier Wochen einen intakten, als geschütztes Denkmal ausgewiesenen authentischen Ort der Naziverfolgung – den ehemaligen Güterbahnhof, wo im 2. Weltkrieg sowjetische Zwangsarbeiter schuften mussten. Die Firma Aurelis hat mit Zustimmung der Denkmalschutzbehörden mit dem teilweisen Abriss begonnen. Wir haben dagegen protestiert.

Die offene Ruine, jetzt in städtischem Besitz, darf nicht verkommen! Für eine Nutzung als Lern- und Dokumentationszentrum zum Nationalsozialismus gibt es bisher keinerlei bindende Festlegung. Das wäre aber das Mindeste, was jetzt von Seiten der Stadt kommen müsste! Mit einem klaren Zeitplan, wann das Restgebäude dafür hergerichtet wird.

Ich danke für die Aufmerksamkeit."

70 Jahre 8. Mai 1945 – Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg

»Von Deutschland soll nie wieder Krieg ausgehen!« – Das war die wichtigste Lehre nach der Befreiung von Krieg und Faschismus am 8./9. Mai vor 70 Jahren. Bis heute ist diese Überzeugung in der großen Mehrheit der Bevölkerung verwurzelt.

Der Wiedereintritt Deutschlands in die Reihe der kriegführenden Länder stellt einen Bruch mit dem Nachkriegskonsens »Es soll nie wieder Krieg von deutschem Boden ausgehen« als wichtigste Lehre der Geschichte dar. Die Bereitschaft, »deutsche Interessen« erneut mit militärischen Mitteln durchzusetzen, ist gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung in Regierung und Bundestag wieder politische Praxis geworden. Längst gehen wieder deutsche Waffen und zunehmend auch deutsche Truppen in alle Kriegs- und Konfliktgebiete der Welt.

Baden-Württemberg und seine Landeshauptstadt Stuttgart sind heute wichtige Zentren für Kriegsvorbereitung, Kriegsführung, Rüstungsproduktion und Rüstungsexport.

Am 8. Mai wollen wir vor allem an die Hoffnung der Befreiten auf eine Welt ohne Krieg, Elend und Unterdrückung erinnern und dies als Impuls nehmen, weiter an der Schaffung einer Welt des Friedens und der Freiheit zu arbeiten.

Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!

Mit diesem Aufruf laden 17 Initiativen und Organisationen zur Teilnahme an den Aktionen und Veranstaltungen in Tübingen zum 70. Jahrestag des Tages der Befreiung am 8. Mai 2015 ein:

15 Uhr Gedenken am Gräberfeld X Stadtfriedhof (Gesellschaft Kultur des Friedens)

16.30 Uhr Demonstration ab Europaplatz (OTFR, SDAJ)

17 Uhr Kundgebung auf dem Holzmarkt mit einem Redebeitrag von Pfarrerin Bärbel Danner und weiteren Reden, dem Musiker Peter Weiß, der Gruppe Klezmob und dem Ernst-Bloch-Chor (Bündnis 8. Mai).

Im Anschluß Gedenken an den Flüchtling Pouryazdani, Platz hinter der Stiftskirche (Kultur des Friedens).

20 Uhr Veranstaltung mit dem ehemaligen UN-Beauftragten Hans von Sponeck, Schlatterhaus (Kultur des Friedens).

20 Uhr Gedenken an Mieciu Langer mit dem Film über ein Zeitzeugengespräch, franz.K Reutlingen (VVN-BdA, Rosa-Luxemburg-Stiftung, franz.K, Jugendzentrum Kulturschock Zelle).

Im Bündnis 8. Mai arbeiten mit:
DGB AK Tübingen, Tübinger Friedensplenum-Antikriegsbündnis, VVN-Bund der Antifaschisten VVN-BdA, Mahnwache für den Frieden, Pax Christi, SDAJ, Gesellschaft Kultur des Friedens, Deutsche Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen DFG-VK, Informationsstelle Militarisierung (IMI), Offenes Treffen gegen Faschismus und Rassismus (OTFR), Gruppe ZAK, Antifa (Aufbau), Die Linke, DKP, Frauenverband Courage, Naturfreunde, Förderverein für jüdische Kultur Tübingen.

Befreiung, Potsdamer Abkommen und historisch-politische Streitfragen

Vortrag und Diskussion mit Prof.Ludwig Elm (Jena) aus Anlass des bevorstehenden 70. Jahrestags der Befreiung vom Faschismus

Dienstag, 28.April 2015

20 Uhr Club Voltaire Tübingen

Der 8.Mai 1945 ist die bedeutendste weltgeschichtliche Zäsur des 20.Jahrhunderts.
Die alliierten Streitkräfte schufen mit dem Sieg über den deutschen Faschismus die Grundlagen für eine friedliche und demokratische Entwicklung in Europa.
Das Potsdamer Abkommen und die Nürnberger Prozesse, die Gründung der UNO und die Charta der Menschenrechte waren die gemeinsamen und grundlegenden Schlussfolgerungen der Antihitlerkoalition aus unsagbarem Leid, nach unzähligen und unbeschreiblichen Opfern und Kämpfen.

Unterschiedliche historische Deutungen und Bewertungen der Geschichte führen auch heute wieder zu Kontroversen etwa über
- den herausragenden Beitrag der UDSSR beim Sieg über den Faschismus
- den „Hitler-Stalin-Pakt“
- die Nachkriegsentwicklung und Restauration
- die Aufarbeitung des Faschismus in der DDR und der Bundesrepublik
- deutsche Erinnerungskultur
Gegen den herrschenden Meinungsstrom muss die demokratische und antifaschistische Bewegung in diesen Auseinandersetzungen ihre Einsichten und Perspektiven einbringen und geltend machen.
Der Vortrag von Prof.Ludwig Elm setzt sich mit Versuchen, die Geschichte umzuschreiben, sowie mit aktuellen Fragestellungen der historischen Forschung und ihrer politischen Bedeutung auseinander.

Veranstalter: Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) Tübingen-Mössingen, Tübinger Friedensplenum / Antikriegsbündnis, Club Voltaire, Rosa-Luxemburg-Stiftung Baden-Württemberg
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Friedensplenum/ Antikriegsbündnis Tübingen e.V.

Nächste Treffen

Wir treffen uns normalerweise an jedem ersten Montag eines Monats um 19:30 im Clubraum im 1. Stock des Adolf-Schlatter-Hauses, Österbergstr. 2 in Tübingen.

Die nächsten Termine:
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Bundesweite Zusammenschlüsse der Friedensbewegung:

Informationsstelle Militarisierung e.V., Tübingen

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