Wir dokumentieren den Redebetrag der Gesellschaft Kultur des Friedens auf der Kundgebung am 8. Mai 2023 in Tübingen, gehalten von Heike Hänsel:
„Nie wieder Krieg – nie wieder Faschismus“, als Losung des 8. Mai, Tag der Befreiung von Krieg und Faschismus, das heißt, klar gegen das Erstarken neuer rechter, faschistischer Kräfte in Deutschland und EU zu mobilisieren, aber es heißt auch, einem neuen deutschen Militarismus entgegenzutreten! Der Ukraine-Krieg hat hier die Schleusen geöffnet für eine reaktionäre Politik des Geschichtsrevisionismus, und eine Militarisierung des Denkens und Handelns. Die sogenannte Zeitenwende ist nichts anderes als ein Programm für Kriegsunterstützung, Aufrüstung und eine geistige Mobilmachung für ein neues militärisches Selbstbewusstsein, das mittlerweile nicht nur die CDU, sondern auch SPD und Grüne von deutschem militärischen Führungsanspruch in Europa und der Welt träumen lässt!
Dieser Tage sehe ich ein Bundeswehr-Werbeplakat, bedeutungsvoll mit Foto einer Soldatin im Panzer unterlegt: „Was zählt, wenn wir wieder Stärke zeigen müssen?“ (1) Was heißt eigentlich das „wieder“? Solche Plakate dürfen wir nicht einfach dulden, sie sind gefährlich und müssen entfernt werden! (2)
Ohne Zweifel, der russische Angriffskrieg auf die Ukraine muss scharf verurteilt werden, als Friedensbewegung lehnen wir Krieg als Mittel der Politik entschieden ab, und deshalb haben und werden wir gegen alle Kriege und ihre Ursachen demonstrieren. Aber das heißt doch nicht, dass mit dem Ukraine-Krieg gleich ein Teil unserer eigenen Geschichte von 2 Weltkriegen entsorgt werden kann und die damit verbundene historische Verantwortung für eine friedliche Außenpolitik, für Abrüstung und für Entspannung ! Es kann keinen Schlußstrich geben angesichts von 27 Millionen Toten in der Sowjetunion während des 2. Weltkrieges!
Weiterlesen? Hier der vollständige Wortlaut der Rede:
Rede-8-5-2023-Heike-Haensel-GKF-Tuebingen (pdf, 127 KB)
Anerkungen:
(1) Die angesprochene Werbekampagne der Bundeswehr findet sich hier:
https://www.bmvg.de/resource/blob/5618034/e22c4f109c0efc0c090a5205962b0420/mit-sperrfrist-020523-bundeswehr-imagekampagne-data.pdf
(2) In diesem Sinne äußerte sich auch die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten*innen (VVN-BdA) in einem Newsletter an ihre Mitglieder am 16.5.2023. Zitat:
"Werbung mit NS-Bezug: Mit einer neuen Imagekampagne mit fragwürdigen Anspielungen versucht die Bundeswehr seit kurz vor dem 8. Mai für neue Rekrut*innen zu werben und auf einen bevorstehenden Krieg einzustimmen. Mit „was zählt, wenn wir wieder Stärke zeigen müssen?“ stellt sich die Bundeswehr in die Tradition der Wehrmacht. Schon vergessen, dass „wir“ die Welt schon zweimal in Brand gesetzt haben? Bei Gründung der Bundeswehr in den 1950ern stammten fast alle Offiziere und Unter-Offiziere aus der Wehrmacht, einige aus der Waffen-SS. Und aus dieser Tradition hat sich das deutsche Militär nie ganz gelöst. Auch heute existieren neofaschistische Netzwerke in der Bundeswehr in besorgniserregendem Ausmaß. Beim im vergangenen Jahr aufgeflogenen Reichsbürger-Staatsstreich waren auch Ex-Offiziere von Spezialkräften der Bundeswehr involviert.
Die Bundeswehr setzt auf Angstmache und will dadurch mehr Nachwuchs-Soldat*innen erreichen. Was sie in ihrer heroischen Imagekampagne vergessen, ist, dass es bei ihnen ums Töten geht. Die Bundeswehr ist kein Abenteuer-Spielplatz oder Kriegs-Spiel.
Wir sagen: Nein zu Militarismus und Kriegsbegeisterung!"
friedensplenum - 9. Mai, 12:50